Seitenanzahl: 160 Seiten

Genre: Roman, Liebe, Fantasy

Taschenbuch

Größe: A5


Inhalt: 


Bei Recherchen zu ihrem neuen Buch stößt die junge Kanadierin Liana Maxwell durch Zufall auf Elmore Castle, ein hochherrschaftliches Anwesen inmitten der Schottischen Highlands. Sie verliert sich in in dessen Geschichte, auch deshalb, weil es hier zu merkwürdigen Zwischenfällen gekommen sein soll. Sie, die sich mit übernatürlichen Phänomenen befasst, beschließt daher, nach Schottland zu reisen, um die Mysterien des Schlosses aufzudecken. Dabei hat sie die Rechnung allerding ohne Ewan Cameron, den Eigentümer der Liegenschaft gemacht, denn der scheint nicht nur Einwände gegen ihre Pläne zu haben, sondern zugleich ein Geheimnis zu hüten. Doch Liana wäre nicht sie selbst, wenn sie die Flinte schnell in Korn werfen würde. So bietet sie Ewan, zu dem sie sich auf eine unerklärliche Weise hingezogen fühlt, die Stirn. Infolgedessen wird sie geradewegs in einen Strudel aus Sagen, Mythen und Legenden hineingezogen. Und mit jedem Schritt in Ewans Richtung kommt Liana einer Wahrheit auf die Spur, die in den Nebel eines längst vergangenen Jahrhunderts verborgen liegt...


Inverness - Schottland

 

'Endlich', freute sich Liana Maxwell insgeheim, als sie sich auf der Suche nach der Autovermietung umblickte. Sie hatte schon geglaubt, dieser elende Flug würde niemals enden. Nach mehr als elf Stunden in einem Flugzeug war sie einfach nur froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Liana hasste das Fliegen. Bedauerlicherweise hatte sich der Transatlantikflug von Halifax nach Inverness nicht vermeiden lassen, denn sie gedachte, in Schottland Nachforschungen zu betreiben. Erfahrungsgemäß ließen sich gewisse Dinge direkt vor Ort am besten klären.
Bei Recherchen war Liana mehr durch Zufall auf Elmore Castle, ein hochherrschaftliches Anwesen inmitten der Highlands gestoßen, auf dem es angeblich zu merkwürdigen Zwischenfällen gekommen sein sollte. Neugierig geworden, beschloss sie, der Sache auf den Grund zu gehen, weswegen sie bereits vor drei Monaten damit begonnen hatte, Vorbereitungen für eine Reise zu treffen, die sie mit Sicherheit für längere Zeit aus ihrer Heimat Kanada wegführen würde. Frühzeitig gelang es ihr, das Apartment auf unbestimmte Zeit zu vermieten, so dass sie weitaus eher als erwartet, die Planung ihres Schottland-Aufenthaltes in Angriff nehmen konnte.
In diesem Zusammenhang hatte sie zunächst die Webseiten sämtlicher Fluglinien durchforstet, um einen halbwegs preiswerten Flug nach Schottland zu ergattern. Auch wenn sie sich über ihre Finanzen keinerlei Sorgen zu machen brauchte, hielt sie es dennoch für unnötig, irgendeiner Airline Tausende von Dollars in den Rachen zu werfen, nur um privat über den großen Teich geflogen zu werden. Sie war als freie Autorin tätig, wenn auch lange nicht so bekannt wie andere Damen und Herren der Branche, was wohl der Thematik ihrer Bücher geschuldet war, befassten sich diese doch ausschließlich mit übernatürlichen Phänomenen.
Nachdem ein passender Flug gefunden war, nahm Liana die Unterkunftssuche in Angriff. Ihre Bleibe sollte in der Nähe von Inverness, der Hauptstadt der Highlands, gelegen sein.
Während ihrer Suche war sie tatsächlich auf ein kleines Cottage aufmerksam geworden, das sich auf Elmore Estate befand und im Auftrag der Familie Cameron, den Eigentümern jener Ländereien, vermietet wurde.
Ein kurzes Gespräch mit dem Sekretär des Besitzers – zumindest nahm sie an, dass es sich bei dem Mann am Telefon um einen solchen handelte - und die Angelegenheit war geklärt gewesen. Es hätte wirklich nicht besser laufen können, denn durch die Anmietung des Hauses schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie konnte die Arbeit an ihrem Buch in aller Ruhe fortsetzen, und nebenbei versuchen, den geheimnisvollen Geschehnissen des Schlosses auf die Spur zu kommen.
Doch eins nach dem anderen.
Da Liana inzwischen die Autovermietung ausfindig gemacht hatte, griff sie sich Koffer und Trolley und lief - beides hinter sich herziehend - zum Schalter hinüber.
„Guten Tag!“, grüßte sie den jungen Mann, der hinter dem Tresen saß und Unterlagen sortierte. „Mein Name ist Maxwell. Ich habe vor einigen Tagen einen Leihwagen reserviert. Hier ist die Buchungsbestätigung.“
„Auch Ihnen einen schönen Tag. Einen Augenblick bitte. Ich werde mich umgehend um Ihr Anliegen kümmern.“
Der Mann gab noch etwas in den vor ihm stehenden PC ein, verstaute anschließend die bearbeiteten Papiere in einer Ablage, um sich dann Liana zuzuwenden, die Buchungsbeleg, Führerschein und Kreditkarte bereits bereitgelegt hatte.
„Dann wollen wir mal“, meinte er, während er die Dokumente an sich nahm.
Nach einem Blick in den Computer kehrte er Liana für einen Moment den Rücken zu, um eine auf einem Aktenschrank befindliche schwarze Box zu durchstöbern, aus der er kurz darauf einen Autoschlüssel ans Tageslicht beförderte.
„Der Schlüssel für Ihr Auto, Miss Maxwell. Es handelt sich bei dem Fahrzeug um einen Land Rover. Ist das richtig?“
„Perfekt“, erwiderte Liana, woraufhin ihr der Mann ein charmantes Lächeln zukommen ließ.
„Dann benötige ich lediglich noch zwei Unterschriften von Ihnen.“ Er wies auf die entsprechend Stellen des Papiers. „Den Wagen finden Sie auf dem Parkplatz vor dem Terminal. Er steht auf Stellplatz Nummer 36.“
„Ich danke Ihnen vielmals und wünsche einen schönen Nachmittag.“
Liana wandte sich ab. Gemächlich schlenderte sie zum Haupteingang des Gebäudes, und von dort hinaus auf den Parkplatz, auf dem nicht eine einzige freie Parktasche zu erkennen war.
Auch wenn die Anlage auf den ersten Blick völlig unübersichtlich wirkte, gelang es Liana recht schnell, den Stellplatz des Autos zu entdecken. Es dauerte nicht lange, bis sie Koffer und Trolley verstaut, und aus letzterem die kleine Umhängetasche herausgenommen hatte, um neben ihrem Portemonnaie auch die anderen Dokumente, sprich Reisepass sowie Führerschein, hineinzulegen.
Nachdem sie sich mit den Funktionen des Autos vertraut gemacht hatte, legte sie den Sicherheitsgurt an und parkte aus. Kurz darauf fädelte sie sich in den Verkehr ein und befuhr in den nächsten zwanzig Minuten die A 96 in Richtung Inverness, danach die A 831. Eine weitere Stunde später erreichte sie Elmore Estate - das Anwesen der Familie Cameron - dessen großes schmiedeeisernes Tor geöffnet war und sie zu erwarten schien…

 

 

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Derweil Liana einen großräumig angelegten Park durchfuhr, ließ sie den Blick schweifen und betrachtete die Umgebung. Neben diversen Gärten konnte sie mehrere kleine Anhöhen und einen Hain ausmachen, der komplett aus Eichenbäumen bestand. Einzelne Beete waren sowohl mit Pflanzen als auch mit Sträuchern bewachsen. Sie bildeten den perfekten Kontrast zu den antiken Bänken und Laternen, die überall aufgestellt waren.
Liana war begeistert.
Dieses Entzücken verstärkte sich noch, als sie kurz darauf die Umrisse von Elmore Castle erblickte.
Das kleine Schloss war L-förmig angelegt, weiß angeputzt und an Fenstern, Türen sowie Sims rot abgesetzt.
Langsam ließ Liana das Auto auf einen der am Haus befindlichen Parkplätze rollen.
Nachdem sie den Zündschlüssel abgezogen hatte, löste sie den Gurt und schnappte sich ihre Handtasche. Ohne den Wagen zu verschließen, steuerte sie auf die Eingangstür des viergeschossigen Gebäudes zu und betätigte – nachdem sie nirgendwo eine Klingel entdecken konnte – den voluminösen Türklopfer, der in Form eines Löwenkopfes gearbeitet war.
Sekunden später hörte sie, wie sich jemand näherte, und ehe sie sich versehen konnte, flog die Tür auf.
Der leicht ergraute Mann, der ihr gegenüberstand, lächelte. Er reichte ihr zur Begrüßung die Hand.
„Mein Name ist Jonathan MacPhee. „Ich bin hier als Butler beziehungsweise Hausmeister angestellt. Sie sind sicher Miss Maxwell. Wir haben Sie bereits erwartet. Der Hausherr ist im Moment nicht zugegen, so dass Sie mit meiner Person und der meiner Frau vorliebnehmen müssen. Wenn Sie mir bitte folgen würden. Ailis hat einen kleinen Imbiss vorbereitet.“
Mit dieser Bemerkung wandte er sich ab und führte Liana in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer, das offensichtlich als Aufenthaltsraum genutzt wurde.
Kurz nachdem sie dort eingetreten waren, kam eine kleine rundliche Frau um die Ecke gefegt, die komplett Lianas Vorstellung einer Haushälterin entsprach – sogar das weiße Häubchen war vorhanden.
„Oh, meine Liebe!“, sagte sie. „Sie müssen ja völlig erledigt sein. So ein langer Flug, und dann auch noch die Fahrt von Inverness hierher. Setzen Sie sich. Ich bringe Ihnen etwas zum Trinken. Bevorzugen Sie Kaffee oder Tee?“
„Ein schöner starker Tee wäre jetzt genau das Richtige“, entgegnete Liana und nahm in einem der antiken Sessel Platz.
Zehn Minuten später tauchte Ailis wieder auf. Sie stellte ein Tablett mit einer Kanne Tee, einer Tasse und einem Teller mit Plätzchen auf den Tisch.
„Lassen Sie mich wissen, falls Sie noch etwas brauchen.“
„Danke, Mrs. MacPhee.”
„Gern geschehen, Kindchen. Und nennen Sie mich bitte
Ally. Alle tun das.“
„In Ordnung… Ally. Ich bin Liana.“
„Sehr erfreut.“ Bevor sie den Raum verließ, zwinkerte ihr Ailis kurz zu.
Da auch Jonathan MacPhee verschwunden war, schlüpfte Liana, nach dem Genuss einer Tasse Tee, aus den Schuhen heraus und bewegte, um die Blutzirkulation in ihren Füßen wieder richtig in Gang zu bringen, die Zehen. Anschließend zog sie die Beine an und kuschelte sich tiefer in den überdimensional großen Sessel hinein.
‚Wie angenehm. Dazu so entspannend. Das Feuer im Kamin knistert, Tee und Kekse warten. Eigentlich brauche ich nicht mehr, um glücklich zu sein.‘
Es waren vorerst Lianas letzte Gedanken. Erschöpft von der langen Reise, schlummerte sie ein…


 

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 Einige Stunden später erschien Ewan Cameron, seines Zeichens Eigentümer von Elmore Castle, auf der Bildfläche. Er lief schnurstracks in Richtung der Wirtschaftsräume, um mit Ally und Jonathan ein Schwätzchen zu halten.
„Ally!“, rief er, nachdem er die Küche betreten hatte. „Wie weit bist du mit dem Essen?“
„Warum schreist du derart herum, Ewan? Dich hört man bis zum Marktplatz der nächsten Stadt. Um deine Frage zu beantworten. Das Essen ist fertig. Und nun sei gefälligst etwas leiser. Wir haben Besuch. Ich habe die junge Frau vorerst im Kaminzimmer untergebracht.“
Ewan, der glaubte, nicht richtig gehört zu haben, fragte völlig perplex: „Wir haben was?“
„Einen Gast. Ihr Name ist Liana Maxwell“, verkündete Jonathan.
Ewan - bereit umgehend loszustürmen - wurde von ihm zurückgehalten.
„Langsam, Junge. Die Kleine schläft augenblicklich.“
„Im Kaminzimmer?“
„Ja. Sie ist sehr lange unterwegs gewesen. Ein Flug aus Übersee, dann noch die Fahrt hierher. Es ist kein Wunder, dass sie total erledigt ist.“
„Und wieso ist sie hier?“
„Wir haben ihr das Cottage vermietet“, gab ihm Jonathan zur Antwort.
„Ich glaube es nicht!“, ereiferte sich Ewan. „Ihr vermietet mal so mir nichts dir nichts das Haus und fragt vorher nicht einmal! Gibt es einen Grund dafür?“
„Wir dachten, es wäre an der Zeit, eure sozialen Kontakte ein wenig aufleben zu lassen“, meinte Ally. „Ihr lebt hier völlig abgeschottet. Die Kommunikation mit anderen Menschen schadet sicher niemandem von euch – weder dir, noch Allan oder Robert.“
„Du solltest am ehesten wissen, warum wir den Umgang mit anderen Menschen weitestgehend zu meiden suchen.“
„Ja. Das tue ich. Andererseits ist es vielleicht endlich an der Zeit…“
„Genug jetzt! Darüber werden wir uns später eingehender unterhalten... Wie kommt es, dass sie hier und nicht drüben im Cottage ist?“
„Du machst wohl Witze.“ Ally schüttelte den Kopf. „Noch nichts von Gastfreundschaft gehört? Ihr eine Kleinigkeit anzubieten, war das Mindeste, was ich tun konnte. Außerdem hofften wir, dass du noch ein paar Worte mit ihr wechseln würdest. Wir wussten ja, wann du auftauchst.“
„Das hätte ich wirklich liebend gern getan, aber weswegen sich das nicht so leicht bewerkstelligen lässt, dürfte klar auf der Hand liegen. Lassen wir das Thema einstweilen. Kümmert euch um eure Angelegenheiten. Robert und Allan werden in Kürze herunterkommen. Ich widme mich in der Zwischenzeit unserem Überraschungsgast.“


 

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